Motorrad -
NSU Max - 2012 - 2013
(C)2014 Werner Römer
Vor einigen Jahren bat mich ein Freund die Elektrik für seine Max herzurichten, war kein großes Ding, ist ja noch sehr übersichtlich. Damals fehlten noch ein paar Teile und so schlummerte das Projekt in einer Scheune wieder vor sich her. Plötzlich wurde der Platz benötigt und die Lady musste umziehen, da noch einige Dinge zu machen waren, kam sie in meiner Werkstatt. Restteile besorgt und der 1. Startversuch endete direkt am Kickstarter, nichts ging - Motor fest. War doch eigentlich bei einem Spezialisten überholt worden, sah mindestens so aus. Hilft nicht, Motor raus und nachschauen.
Das war leider nicht so einfach, nur um die Kupplung abzubauen bedarf es doch einiges an Spezialwerkzeugen. Etwas zusammengebastelt und sie lies sich dann endlich zerlegen. Ursache gefunden, Abstandshülse über der Kickstarterwelle war falsch montiert und klemmte die Welle beim festschrauben des Gehäuses völlig ein. Alles richtig zusammen gebaut und mal probehalber die Schaltung getestet - nichts, kein Gang schaltbar.
Oldtimerfreund gefragt, kam prompt und hat den Motor erst mal mitgenommen. Aber auch er war mit seinem Latein am Ende, ist leider wesentlich komplizierter als ein OSL Getriebe und ohne Spezialwerkzeug geht da nichts - lobe ich mir doch meine Japaner.
Max Spezialisten gibt es nicht mehr viele, einer hatte keine Zeit, ein anderer zu weit weg und der andere keine Lust (ein sehr bekannter Händler für Oldtimerteile und Zubehör), denn für seinen Kostenvoranschlag hätten wir eine "neue" kaufen können. Sei's drum, es gibt auch noch andere nette Leute die einem helfen.
Nach langem suchen in Holland fündig geworden, hat alles zerlegt und sauber wieder zusammengesetzt und das alles zu einem freundschaftlichem Preis. Hat zwar ein 1/2 Jahr gedauert, aber es gab ja noch andere Baustellen.
Tank wurde mit Kies und einem Betonmischer komplett gereinigt. Der war leider vorher nicht gewaschen worden, so hatte ich große Mühe die zusammen gebackenen "Klumpen" wieder zu entfernen, für den nächsten nehme ich dann sauberes Granulat aus der Sandstrahlkiste. Das Versiegeln war nur eine Formsache, Gemisch anrühren und im Tank gut verteilen, nach einer Zwischentrocknung das Gleiche nochmal und fertig.
Für den Benzinhahn ein neues Sieb und Dichtungen besorgt und eingebaut.
Zwischenzeitlich war der Motor wieder da, alles drehte sich und die Schaltung klappte nun auch. Nur unsere Startversuche waren nicht erfolgreich, hier und da mal ein kleines Röcheln oder eine Fehlzündung. Benzin und Funken waren eigentlich da, also wieder meinen Oldtimerfreund angerufen und die Hilfe kam sofort. Kerze gereinigt Vergaser gut geflutet und mit geschickter Hand den Deko bedient und sie lief, schöner Sound.
Dann blieb nur noch die TÜV-Hürde, kein großes Problem, netter Prüfer, Ihm gefiel das Motorrad. Über die Bremsen gab es natürlich Mecker, aber anno 1953 war das wohl so. Bei dem Riss im hinteren Kotflügel musste er noch davon überzeugt werden, das das nicht der Rahmen ist, sondern nur der Kotflügel. Plakette erteilt - Uff geschafft.
Es folgte eine größere Erprobungszeit, bei den ersten Metern über unsere Wirtschaftswege fiel ich fast von der Sitzbank, denn in den 70er war es wohl schick die Schwingfedersättel gegen einer Bank zu tauschen, oder war es kuscheliger mit der Freundin ;-)). So konnte es nicht bleiben, also wieder zurück zu den Wurzeln und einen Schwingsattel besorgt. Und ein netter Kollege hatte auch noch was passendes für den Sozius. Jetzt ist es recht gemütlich, wenn nur die Bremsen besser währen. Die Hintere ist OK, vorn reicht es gerade um an einer roten Ampel das Gefährt vorm Wegrollen zu hindern. Selbst die bescheidene Bremse meiner XL500 ist gut dagegen. Man (ich) gewöhnt sich aber an alles.
Als nächstes Problem tauchte die fehlende Zündung beim warmen Motor auf, mitten in der Pampas ist das etwas blöd, muss man halt die schöne Landschaft anschauen bis der Motor kalt ist. Also Zündspule aus dem Motorgehäuse an die frische Luft, eingebaut ein ein 40mm Abflußrohr, verlegt. Kurze Zeit später wollte die Lichtmaschine nicht Laden, Kontrollampe bleibt an. Glücklicherweise hielt die Batterie die paar Kilometer durch. Alles durchgemessen, LIMA gibt keine Spannung ab. Ausgebaut und zum Boschdienst gebracht, der fand aber nichts, kein Schluß im Rotor keine Unterbrechungen im Stator, alles im grünen Bereich. Nach langem Rätseln Fehler gefunden, hatte die Ladekontrolleuchte erneuert und dabei die Kontaktfahne vom Birnchen an Masse gedrückt, satter Kurzschluß der D+, somit kann da nichts rauskommen. Schön wen man sich die Fehler selber einbaut - grrr.
Als nächstes fiel mir bei einer Probefahrt der Düsenstock im Vergaser auseinander, leider nicht das passende Werkzeug dabei, so musste doch mein "Werkstattwagen" ausrücken. Zuhause nochmals den Vergaser sorgfältig zusammengebaut und alle Schrauben mit Loctite gesichert.
Nach einigen 100Kilometern wuchs das Vertrauen in die alte Technik und meine Erprobungsfahrten mit Oldtimerausfahrt in Mechelen (NL) abgeschlossen.
Nun war es an der Zeit Abschied zu nehmen. Mit einer kleinen "Träne" habe ich sie dann dem Besitzer übergeben. Es gab noch mal ein Problem mit der überlaufenden Schwimmerkammer. Durch die ganze Schüttellei war der Schwimmer aus der Kerbe gerutscht und durch den falschen Benzinstand konnte sich die Nadel nicht mehr im Tupfer einfädel und verklemmte.
Hat ein wenig gedauert bis ich das entdeckte hatte.
Pfingsten 2013 durfte ich nochmal mit ihr zur Oldtimerrally nach Ibbenbühren fahren, schönes Wetter war angesagt und sie schnurrte mit 70Sachen ohne Probleme die rund 350km. Dort gab es auch ein paar Schwestermodelle.
Resümee:
Mein Freund hat innerhalb eines Jahres damit ca. 2000km abgewickelt, und bis auf dem Schwimmer keine Probleme gehabt, also spricht das für die Zuverlässigkeit des Motorrades, optisch gefällt sie mir mit dem Blechrahmen nicht so richtig aber der Motor hört sich klasse an. Wenn es meine wäre, würde ich das Vorderrad gegen das eines neueren Modells tauschen (Vollnabe). Ist zwar dann nicht Orginal , was soll's, bringt aber ein deutliches Plus an Sicherheit, vor allem wenn sie oft bewegt wird.
Das Projekt hat neben der vielen Arbeit und einigen Rückschlägen viel Freude bereitet. Vieles gelernt und einen guten Einblick in diese alte "Hammertechnik" erhalten. Wenn ich mir den Schubstangenantrieb der Nockenwelle ansehe, kommen bei mir immer die Assoziationen von James Watt und seine Dampfmaschinen. Vielleicht hat der Ingenieur mal bei Ihm gelernt oder in seiner Kindheit eine Dampfeisenbahn gehabt.
Spaß beiseite, ich halte es nicht für verwunderlich warum die Japaner Ende der 60er so viel Erfolg mit ihren Motorräder hatten. Für den Maxmotor braucht ein gut augebildeter Monteur bestimmt 4-6 Stunden bis er einen Ton von sich gibt, meinen Hondamotor baue ich in zwei Stunde zusammen, im Werk brauchen sie höchstens eine halbe dafür...