Motorräder URAL-650 Pannenstatistik
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(C)2021 Werner Römer
Im Film "972 Break-Downs" war die Unzuverlässigkeit der gewählten Maschinen schon recht heftig. Aber über 40.000km, bei den extremen Bedingungen, Straßen die keine wahren, Flußdurchfahrten wo eigentlich Brücken stehen sollten ..., nicht verwunderlich.

Diesen "Rekord" will ich mit meiner natürlich nicht toppen, hier in Westeuropa haben wir aber auch deutlich bessere Straßen ;-))
Panne 1 (August 2020 - ca. 4000km)

Seitenwagenrad, zwei Speichen gebrochen und die restlichen lose bis sehr lose.
Das kann ich der Ural aber nicht anlasten, hier habe ich einfach die Kräfte in den Kurven erheblich unterschätzt.
Gerade die Halbnabenfelgen neigen dazu, hier muss man (ich) einfach besser, öfter nachschauen.

Ist nun durch eine Vollnabe wohl aus der Welt geschafft. Die Mitwirkenden im Film hatten auch diese alten Räder mit Halbnabe...

Maschine springt schlecht bis gar nicht an.
Kein Zündfunke, Zündbox Typ 1 defekt. Obwohl das Innere sehr Vertrauenserweckend aussieht - alles solide gebaut und Handverdrahtet aber der Russischen Sprache nicht mächtig (Typenbezeichnungen der Bauteile) erstmal bei Seite gelegt um sie später mal genauer zu betrachten bzw. zu reparieren.

Eine Zündbox Typ 3 verbaut. Soll ja per Microcomputer das Funkenmariechen hüpfen lassen.
In jedem Fall hat der Motorlauf durch diesen Umbau erheblich gewonnen, Standgas deutlich niedriger und ruhiger, Gasannahme erheblich besser
Panne 3 (Mai 2021 ~ 8000km)
Panne 2 (September 2020 - 5400km)
Seit dem Winter macht das Getriebe ein paar Mucken, hin und wieder springt der 2.Gang raus. Beim Abbiegen bringt das einen unschönen Lastwechsel auf die ganze Fuhre, Lenker gut festhalten und rüber zum 3.Gang.
Etwas mit den Einstellschrauben experimentiert, stufenweise jeweils eine 1/4 Umdrehung herausgeschraubt damit der Schalthebel etwas weiter "gedreht" werden kann - kein wirklicher Erfolg.

Also muss das Getriebe raus, dank eines "Leihgetriebes" gehts im fliegendem Wechsel damit das Krad einsatzfähig bleibt.
Naja so easy war der Wechsel leider nicht, nach Handbuch die üblichen Dinge (Hinterrad nebst Antrieb, Kupplungszug und Luftfilter mit Ansaugschläuche) abgebaut. Nach dem lösen der vier Getriebeschrauben sollte es sich eigentlich rausheben lassen.
Eigentlich, da war aber die Kupplungsdruckstange im Weg, der Kopf hatte sich mit der Kupplung verdängelt.

Nach einigen vergeblichen Versuchen hatte die angesetzte Gripzange guten Halt (Wie der Nahme schon sagt Gripzange) Mit ensprechender Hebelwikung zwischen Gehäuse und Zange war dann das Problem gelöst.

Beim Einbau nervte die Druckstange erneut, jetzt wollte sie einfach nicht mehr ihren Platz finden. Muss laut Plan wohlzentriert in das Vierkantloch eingefädelt werden, Schlussendlich eine Zentrierhülse gedrechselt und schon fügt sich alles wunderbar zusammen.
Rest wieder angeschraubt und sie fährt erstmal - besser als vorher, Gänge gehen schön rein ohne Krachen und der Leerlauf ist da wo er hingehört, also Messlatte für meine Reparatur.

Jetzt wirds spannend, Getriebe zerlegt naja für mich etwas merkwürdige Konstruktion. Der Deckel ist gar kein Deckel sonder die Grundplatte wo alle Innereihen dran hängen und das Gehäuse ist dann nur drüber gestülpt.

Das können die Japaner deutlich besser.
Dort nimmt man den "Deckel" ab und findet alle Wellen wohlgeordnet vor sich ohne das da einem was entgegen purzelt. Auch beim Zusammenbau gibt es auch kein gefrickel, Wellen einlegen, dabei die Schaltgabeln einfädeln, alle Gänge lassen sich schon mal testen, Deckel drauf und ferig.

Ursachenforschung:

Das Kugellager der Eingangswelle läuft nicht schön, das 2.Gangrad hat deutliche Abnutzungen an den Flanken wo das Gangrad einrastet und die Schaltgabel vom 1/2.Gang hat sehr viel Spiel an den Flangen, wackelt wie ein Lämmerschwanz.
Das ist wohl der Hauptgrund für das schlechte Schaltverhalten...

Also Ersatzteilbestellung, Lager, Simmerringe, Dichtungen, Schaltgabeln und das 2.Gangrad. die Kurse sind ja sehr human ...
Im Bild 7 (2.Gang-Rad) sieht man die Abnutzungen an der "Schaltseite" im Gegensatz zur "Mitlaufseite" sehr deutlich. Das Gangrad für den Rückwärtsgang ist an der "Schaltseite" abgerundet, kann erstmal bleiben da er auch keine Mucken macht.

In Bild 11 und 12 nochmals der Vergleich zwischen alt (links) und neu. Das Spiel der Schaltgabeln vermessen, auch hier der deutliche Unterschied,
0,4mm zu knapp 0,2mm. Im Bild 14 sieht man auch den deutlichen Verschleiß an den alten Schaltgabeln.

Jetzt fehlt nur noch das Rollenlager der Eingangswelle, die Wartezeit genutzt um mal testweise alles wieder zusammenzustecken. Oh-Graus - wie soll man die Wellen denn ins Gehäuse fädeln wenn sie alle so lustlos in der Gegend stehen, zumal man sie nicht sehen geschweige erreichen kann - das wird noch ein Spaß geben.

Glücklicherweise hat mir mein Mopedfreund Hilfe zugesichert, schauen wir mal...
… nicht so schlimm wie befürchtet (06.06.2021)
Ein netter Motorradfreund hat die neuen Kugellager schön warm gemacht (Herdplatte) und mittels sanften Druck aufgezogen, das war der erste Streich. Die restlichen Zahnräder aufgefädelt und die Wellen in die vorgewärmte Grundplatte eingefügt, Schaltgabeln in die Kurvenscheibe eingefädelt, noch das Zwischenrad vom Rückwärtsgang eingebaut - Gehäuse übergestülpt dabei gleichzeitig den Schalthebel in die "Ratsche" platziert - etwas fummelig bei wenig Sicht. Nun die beiden Lagersitze vom Gehäuse gut angewärmt und mit zarten Hammerschlägen flutschten die restlichen mm ganz einfach drauf - geschafft.

Alles wieder zurück an seinen Platz und Probefahrt gemacht, Schaltungsanschläge noch nachgestellt damit man nicht übers "Ziel" (Gang) hinaus schießt - passt, schaltet wieder schön ohne großes krachen und der Leerlauf ist auch wieder auffindbar.

Tachowelle anschließen - geht nicht, der Antrieb sitzt deutlich zu hoch und greift nicht mehr in die Schnecke ein. Beim drehen des Hinterrades hüpft er nur rauf und runter - Scheibenkleister. Antrieb mit nem Magneten herausgefischt - oh Graus, Schnecke sieht etwas verformt aus und eine Menge Späne kommen zum Vorschein. Es sind die Fragmente der Spiralfeder vom Simmerring. Sie ist wohl beim einsetzen der Abtriebsgabel abgesprungen und zwischen die Räder geraten - Merde.
Das ganze Konstrukt des Tachoantriebes ist ja auch sehr Fragwürdig, denn die Schneck ist genauso groß wie die Lauffläche vom Simmerring somit gleiten die scharfen Gewindegänge an der Dichtlippe beim Zusammenbau und zusätzlich regnet es immer wieder rein. Das Wasser läuft schön an der Tachowelle entlang und wird mangels Dichtung nicht an seinem Weg ins Getriebe gehindert, dort gibt es dann eine schöne Emulsion die vielleicht als Bohröl aber nicht als Schmierung taugt. Mit viel Fett und Silikon kann man dem für kurze Zeit entgegenwirken, eine Dauerlösung ist das aber nicht - schwacher Trost, die alten BMW's können es auch nicht besser.

Ersatzteile bestellt, Wartezeit genutzt und das Getriebe wieder ausgebaut, kann man theoretisch auch im eingebautem Zustand wechseln aber auf der Werkbank ist das deutlich einfacher, sind ja nur vier weiter Schrauben zu lösen. So lässt sich der neue Simmering einfacher mit einem Montagedorn einbauen, natürlich vorher alle Späne entfernt.

2.Versuch - geht. In den nächsten Tagen bei einer größeren Testfahrt wird es sich zeigen ob nun wieder alles schön ist.

Der Aufwand hielt sich mit ca. 200€ im erträglichen Rahmen, wobei mein "Montagefehler" schon mit ca. 60€ zu Buche schlagen. Zusätzlich sind ja auch alle Lager und die Kupplungsdruckstange mit gewechselt worden...

Panne 4 (Juli 2021 ~ 10000km)
Die Zylinderkopfdichtung wurde inkontinent und markierte immer seinen Standort, das geht natürlich nicht. Dichtungen beschafft, Seitenwagen demontiert, Zylinder gezogen. Bei der Gelegenheit auch noch die Gummimuffen der Stößelrohre gewechselt. Die Fußdichtungen war ja auch nur so dünn und zerfleddert wie Schreibmaschinenpapier, bei der Kopfdichtung sah es nicht viel besser aus im Vergleich zu den neuen Dichtungen. Alles wieder zusammengesetzt, Ventile eingestellt, bedingt durch die wesentlich dickeren gab es dort viel Spiel. Beiwagen dran und längere Probefahrt - leider gibt es immer noch ein deutlichen Ölfleck...

Beim Ural-Shop Oberhausen um Rat gefragt - "liegt wahrscheinlich am Ölrücklaufröhrchen, neu verdengeln und gut ist". Kopfdichtung geordert und daheim die frischen Erkenntnissen umgesetzt - das wars, alles schön dicht.