Motorrad -
Historisches -
Welcher Junge schwärmte in den 70er Jahren nicht von einem Motorrad - die Geschwindigkeit, Dynamik und die grenzenlose Freiheit - mindestens stand das so in den Prospekten und den damaligen Zeitschriften. Da war in Düsseldorf ein kleines Motorradgeschäft mit schönen Maschinen aus England: Triumpf, BSA und was weis ich noch alles was das Herz begehrte und in meinem Heimatort hatte jemand schon eine CB450 - schöner Sound. Das legte wohl den Grundstein für meine Begeisterung. Anmerkung: Das Motorradgeschäft gehörte einem Hein Gericke. 

Erst mal Lehre beenden, auf den 18.Geburtstag warten und den Führerschein machen - auf einer Yamaha RD 125. Das war Anno 73 schon ein nettes Teil und andere Fahrschulen hatten zu dieser Zeit ziemlich alte abgewrackte Fahrschulfahrzeuge. Dann gings los, natürlich nicht mit einer Honda, BSA, BMW oder dergleichen, etwas kleineres und billigeres für den Anfang. Ein Heinkelroller, vom Kollegen mit vielen Ersatzteilen gekauft, das war schon richtig gut.

Hat aber leider nur 3 oder 4 Monate gehalten, ein Linksabbieger konnte nicht warten und der schöne Roller war hin.
Dabei hatte ich gerade die Schaltung so schön eingestellt, dass der 3.Gang mal wieder einwandfrei funktionierte. Einzige mir bekannte und erlebte Schwachstelle an diesem Teil. Da die Schaltrasten nicht im Getriebe sondern am Handgriff waren, mussten die Schaltungsseile immer wieder nachgestellt werden - echt blöd.

Da waren ja noch die vielen Teile, und natürlich auch ein Rahmen. Also alles umgebaut und ab zum TÜV. Nur langsam dürstete es nach was größerem ...
Zur Wahl stand eine 250er BMW, eine flotte RD250 plus 350er Motor und eine etwas abgerittene CB250 K1. Die BMW schien zu altbacken, die RD Waffenscheinpflichtig und passte nicht in mein Buget, so wechselte die Honda für ca. 800 DM den Besitzer.

Mit den unbändigen 27 Pferden war das ein Riesensprung, die Arme schienen länger zu werden und die Landschaft flog bei 130 nur so dahin - klasse Gefühl, wie in der Werbung versprochen. Es war ein richtiges Bastlerfahrzeug, bar jeder Ahnung wurde das Teil oft kaputt repariert und und in einigen Nachtschichten wieder fahrtüchtig zusammengeschraubt, man musste ja schließlich morgens pünktlich zur Arbeit erscheinen. Für den Winter wurde eine MBV Vollverkleidung angeschraubt, sah schon recht nett aus und der Wetterschutz war nicht zu verachten. Die Regenkombi konte zu Hause bleiben und mit den Halbschalen vor dem Lenker gab es auch keine kalten Finger mehr. Bis Mitte 75 sammelten sich so langsam viele Teile und Erfahrung, dass daraus eine zweite wurde.

Die nächsten Begehrlichkeiten waren in Reichweite.
Alles gegen eine neue Cb500f mit einen "kleinen" Aufschlag" getauscht.
Da stand sie nun in meiner Garage - "Weihnachten Ostern alles zusammen" - schönes Gefühl.

Erstmal langsam mit den vielen Gäulen, einfahren mit maximal 5000U/min (immerhin 100km/h im 5.Gang) das habe ich bis zur 1.Inspektion durchgehalten (800km). Ab da konnte sie die Sporen kriegen ...
100.000km Selbsterfahrung:

  28.08.1975 Zulassung

  800km       Einfahren, 1. Inspektion
                 Kupplungsbetätigung um 1/3 verlängert - leichtgängiger
                 Zubehör: Krauserkoffer, Motorschutzbügel, H4 Licht

  2000km     Ventilklappern - eingestellt
  3500km     Ventilklappern - Einstellschrauben gewechselt (Garantie)
  9000km     Ventilklappern - Zylinderkopfdeckel Führung Kipphebelachsen ausgeschlagen (Garantie)
  12000km   und wieder der Zylinderkopfdeckel - umgerüstet auf einer älteren Version mit einteiligen Achsen (kostenlos)

  20000km   Stoßdämpfer defekt - Umrüstung auf Koni
                 Hinterrad auf Metzler 4.00H18 umgerüstet
                 Zubehör: Lenkerverkleidung

  28000km   Nürburgring Auffahrt zur Hohen Acht fehlte plötzlich der III.Gang - alle drei Schaltklauen waren abgebrochen
                 Gebrauchtteil von CB 250 eingebaut. (Bild 12)

  37000km   III.Gangrad wieder ersetzt
                 Maschine vollständig entrostet und neu lackiert
                 Zubehör: 24l Alu-Tank, Magura M-Lenker, mit neuen Griffen und Hebeln, Kröber Drehzahlmesser u. neue Konis.

  42000km   Mitten auf einer Kreuzung blockierte das Getriebe.
                 Bruchstück einer Schaltklaue gefunden, konnte beim letzen mal wohl nicht bis drei zählen.
                 Zubehör: 2.Scheibenbremsanlage und Scheibel 4 in 1 Anlage angebaut,
                 die alte war stark durchgerostet - Tribut an dem Winterbetrieb. (Bild 4 -5)

  58000km   Sie bläut mächtig, die Ölabstreifringe(drei-teilig) hatten keine Spannung mehr.
                 Ringe erneuert, Kopf von Ölkohle befreit, Kanäle entgratet und Ventile neu eingeschliffen.

  76000km   Neue Simmerringe für Schalt - und Getriebeausgangswelle, sowie Gleitführung der Nockenwellenkette
                ausgetauscht.               

  93000km  Motorrad neu lackiert, Elektrik vollständig überarbeitet, Lichtschalter durch Relais unterstützt
                Zubehör: Eckert Fussrastenanlage, Bimota Kastenschwinge und Akront Hochschulterfelgen.
                Alu-Tank wegen TÜV-Problemen durch einen 17l Tank einer Cb750f ausgetauscht. (Bild 6 - 7)

  Verbrauch ca. 4 1/2 bis 5 1/2 l /100km mit der Scheibelanlage waren es das dann bis zu 7 1/2l bei 98er Düsen.
  (dafür war der Vorschub bis zum roten Bereich auch sehr ordentlich - D-Zug Zuschlag)

  An Verschleißteilen waren da neben Öl noch alle 5-7tausend Km ein neuer Hinterradreifen sowie nach ca. 10tausend km
  auch ein Vorderradreifen fällig. Nur der Michelin PZ2 hielt keine 2000km - waren aber auch nicht besser als die von
  Metzler oder Dunlop.

(Anmerkung: habe natürlich nicht bei diesen glatten km-Angaben angehalten und die Arbeiten am Straßenrand ausgeführt ;-)


Resümee: Gutes zuverlässiges Motorrad - wenn die kleinen Japaner nicht die "Modellpflege" mit den Kipphebelachsen und ein etwas stabileres Getriebe verbaut hätten und Salz gibt es in Japan scheinbar auch nicht, denn sonst hätten sie eine ordentliche Grundierung aufgebracht - aber nichts ist perfekt und sie wurde in den 3 Jahren auch nicht geschont.

Alle Wartungs und Reparaturarbeiten können mit den handelsüblichen Werkzeugen durchgeführt werden, lediglich Synchronuhren, ein Stroboskop und ein guter Drehmomentschlüssel - Alu ist sehr weich und nach ganz fest kommt ganz lose - sind erforderlich. Keine Sammelkiste mit "Unterlegscheiben" für das Ventielspiel oder verschiedene Abzieher um ein Getriebe zu zerlegen, der Einfallsreichtum der Ingenieure ist da scheinbar unendlich. Für Hobbyschrauber ein riesen Vorteil.

Bei dem Kilometerstand ist es aber nicht geblieben, nur die 750er BMW auf der Autobahn 555 kurz hinter Wesseling hätte ich besser nicht versägen sollen. Quittung kam prompt mit gebrochenen Kolbenringe und einem Klemmer. Die Rückfahrt war sehr langsam und nebelig.

Ich hatte bereits vorgesorgt und eine 550er Unfallmaschine in der Garage stehen. Herztransplantation - und es konnte weiter gehen. Mit der Spritzigkeit des alten Motors war es aber vorbei, zwar unten rum etwas mehr Dampf aber ab 8000U/min sehr zäh. Was solls man wird mit der Zeit gelassener.

Nach ca. 200.000km musste ich sie im Herbst 92 einmotten. Ein ziemlicher Reparaturstau hatte sich da aufgebaut, sie leckte wie eine englische Lady, das Finish war auch nicht mehr so "schön" und der nächste TÜV-Termin stand an.
Kurz und knapp - sie war mächtig abgeritten. (Bild 15)

Derzeit steht sie immer noch im Stall und wartet auf die Wiederbelebung - sie kommt.
Bestandsaufnahme ist gemacht, die Telegabel bereits überholt (sollte eigendlich an die 400f) und spätestens 2014 soll sie wieder brummen... 

 
künstlerische Darstellung von Fritz Horz
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CB250K1
cb500f_11h CB500f_1h cb500f_15h CB500f_5h CB500f_2h
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